Seite um Seite entfalten die Künstlerbücher neue Sphären, in die der Betrachter aktiv mit eingebunden wird: die Magazine wollen geöffnet, angefasst, durchblättert und entdeckt werden. Auf diese Weise entsteht eine intime Beziehung zu den Büchern – die Distanz zum Kunstwerk wird durch körperliches Erleben überwunden.
Die über Jahre entstandenen Künstlerbücher tragen Titel wie „Mein Napf“, „Eintopf, über den Rand von Bavaria Selb“, „Hier, wo wir uns begegnen“ und fokussieren zumeist ein Objekt. Dieser gewöhnliche Gegenstand wird im Laufe des Buches eingehend porträtiert und analysiert. Mal füllt der „Eintopf“, eine Deckelschale aus hellem Porzellan, das Blatt vollständig aus, mal wird er am Rand skizziert und eher beiläufig erwähnt. Zeitgleich verändert sich die Perspektive auf den Gegenstand. Wir sehen das Gefäß frontal, in Aufsicht, als Detail oder von unten. Es werden immer neue Ansichten des Alltagsgegenstandes dargestellt; der Betrachter wird dazu aufgefordert, genau hinzuschauen. Auf den zweiten Blick wird deutlich, dass der Hintergrund mehr preisgibt, als zunächst vermutet. Menschliche Umrisse und Strukturen werden sichtbar. Sie erzählen von der Metamorphose, die das Prospekt durchlaufen hat. Am Beginn der Arbeit stand ein vorgefundenes Printmagazin. Dieses wurde mit Grundierung überzogen, so dass der Druck nicht komplett verdeckt ist. Dabei wurde der Maluntergrund großzügig mit dem Spachtel aufgetragen, wodurch eine gradlinige haptisch anmutende Struktur entstand. Sie bietet einen Anreiz und eine erste Orientierung für die anschließende Bemalung der Seiten.